Erzbischöfliches Studienheim Sankt Konrad – Geschichte des Konradihaus

Chronik des Konradihaus


1864-1874

Johann Georg Gruber, Benefiziat am Münster; Peter Zureich, Pfarrverweser an St. Stephan; Thomas Geiselhart, Stadt-Pfarrer u. Waisen-Hausvater in Sigmaringen kauften auf eigenen Namen das Haus in der Rheingasse 80 in Konstanz für 9000 Gulden und eröffneten am 10.10.1864 das Knabenseminar St. Conradihaus mit 11 Zöglingen.

Am 28.12 1865 kauf des neuen Hauses in der Theatergasse 4 (Ecke Schillerstraße, heute Konzilstraße); Platz für 45 Zöglinge.

Im Juli 1874 Schließung des Hauses (Kulturkampf)

Theatergasse 4

1874-1898

Bis 1884 Verpflegungsverband Conradihaus.

Das Haus wurde vermietet und die Schüler in Familien untergebracht.

Ab 1884 Wiedereröffnung des Conradihauses als Privatperson durch Herrn Schober.

Innenhof mit Altbau (von Rinegg´scher Domherrenhof aus dem 13. Jhdt.)

Treppenhaus

1889-1898

Das Conradihaus wird wieder kirchliche Anstalt und 1898 wegen hygienischer und feuer-polizeilichen Beanstandungen geschlossen. Übersiedlung der Schüler mit dem Rektor Holl in das neuerbaute Seminar St. Bernhard Rastatt; darunter auch der spätere Kardinal Bea.

Hauskapelle

Studiersaal

1901-1961

1901 Bezug des Neubaus als Erzb. Gymnasial-konvikt St. Konrad.

Die Wirtschaftsverwaltung übernehmen erstmals die Kreuzschwestern aus Hegne.

1902-05 war Max Metzger (Martyrer-Priester) Schüler im Hause.

1903-06 studierte Martin Heidegger, deutscher Philosoph, am Konradihaus. Er erhielt ein Stipendium aufgrund seiner Begabung.

1938 eigener Badestrand von Brauerei Ruppaner am Bodensee.


Speisesaal

1961-1999

am 24.10.1961 Übergabe des neuen Hauses auf dem Sonnenbühl in Konstanz und am 9.5.1962 Einweihung des Hauses durch den Erzbischof Dr. Schäufele.

Am 1.8.1999 endet die traditionsreiche Geschichte des Konradihauses mit der Übergabe an den profitorientierten Wirtschaftsbetrieb Caritas in Konstanz.

Vorderansicht Neubau auf dem Buchenberg (der schöne große Obstgarten davor wurde nach Besitzübergabe schnell verkauft und mit mehreren Häusern verbaut), von der Uhlandstraße aus.

Rückansicht an der Sonnenbühlstraße, von der Werner-Sombart-Straße aus fotografiert (Suso-Progymnasium, jetzt Buchenbergschule)

KapelleKapelle, darunter Theaterraum (jetzt Sporthalle)

Kapelle innen

Anlässlich des „Shootings“ für den neuen Werbeprospekt


Rektor: Martin Beck
Leitungen im Internat/Externat: Unterstufe Frau Elisabeth Deppler, Mittelstufe Herr Hubert Volpert, Oberstufe Herr Bernhard Weissenberger und Externat Herr Wolfgang Stössel.
Dank auch an die Kreuzschwestern aus Hegne, dem technischen Personal, der hervorragenden Küche, den Honorarkräften, dem Reinigungspersonal sowie allen Zivildienstleistenden, FSJ´lerinnen, Jugendlichen und Ehemaligen im Hause.

(Vergrößerung der Schwarz-Weiß-Bilder des ehemaligen Konradihauses … einfach auf das Bild klicken. Bildrechte beachten.)

Anmerkung: Sicherlich betrat damals Charles-Louis-Napoléon Bonaparte, der spätere Kaiser Napoleon iii., eines dieser Gebäude in der Rheingasse 80 oder Theatergasse 4. Denn 1815 logierte Hortense de Beauharnais in „Zum Goldenen Adler“ Ecke Marktstätte / Brotlaube für einige Zeit. Danach wohnte sie in Schloß Seeheim für kurze Zeit, bevor sie Arenenberg erwarb. Bekannt ist, Oui-Oui (Spitzname von Napoleon iii als Kind) ging in der Nähe zur Schule: das Jesuitenkolleg in der Konzilstrasse – damals Schillerstrasse (vormals Eisenbahnstraße). Aus dem damaligen Jesuitenkolleg entstammt das heutige Suso-Gymnasium (Chronik). Es befand sich im Gebäude des heutigen Stadttheater, dessen Grundsteinlegung 1607 war. Daran erinnert noch ein Name links davon: die Gymnasiumsgasse.

Eine kleine, nette Geschichte am Rande.  Um 1838 war das Direktorium des Suso-Gymnasiums und der Höheren Bürgerschule (dem heutigen Humboldt-Gymnasium) unter Leitung des Geistlichen Rates und Lyzeums-Direktors Franz Xaver Lender.
„Welch hervorragenden Ruf dieser Onkel (F. X. Lender) hatte, mag folgende Begebenheit aufzeigen. Direktor Lender war in den 20/30er Jahren Lehrer des französischen Prinzen Charles Louis Napoleon Bonaparte. Dieser wohnte damals auf dem Schloss Arenenberg jenseits der Insel Reichenau auf schweizerischem Gebiet. Es wird erzählt, dass der Prinz mitten auf der Rheinbrücke dem vorbeigehenden Lender zurief: „Wenn ich Kaiser von Frankreich bin, dann werden Sie Bischof von Straßburg.“ Napoleon III. erinnerte sich später daran; aber Lender zeigte keine Lust, diesem Ruf zu folgen. Er blieb in Breisach, denn dorthin hatten ihn die politischen Wirren verschlagen. Er fühlte sich dort wohl, auch deshalb, weil er sich im badischen Liberalismus verwurzelt sah…“
In Direktor Lenders Obhut befand sich auch sein Neffe Xaver Leopold Lender. Dieser war später ein euphorischer Mitstreiter von Friedrich Hecker, welcher angeblich am 12. April 1848 die Republik in Konstanz ausrief und sich mit an dem Aufstand beteiligte.
Nachzulesen bei Vereinigung der Altsasbacher e. V. wie auch in der Biographie über Joseph Beck (1803-1883) von Karl Brechenmacher (1984). Joseph Beck war ebenfalls ein Lehrer (Deutschlehrer) des jungen Prinzen wie vor ihm ab 1812 Herr Hase. Beck stand in enger Freundschaft zu dem Freiherrn Ignaz Heinrich von Wessenberg, welcher oft auf Schloss Arenenberg verweilte.
So schliesst sich der Kreis der Seiten in Bezug zu Napoleon III.  (Siehe auch Verweis „Jugendzeit des Prince Impérial“).

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Weiter Bilder des alten Konradihauses und seiner angeschlossenen Grundstücke und Gebäude:

Nebengebäude am Münsterplatz (Josefshaus)

Gesamtansicht der Gärtnerei u. Ökonomie mit Sportplatz auf dem Buchenberg (schwarz umrandet auf dem Bild), auf dem das neue Konradihaus 1962 eröffnet wurde

Gärtnerhaus auf dem Buchenberg

Eigener Badestrand (bei Ruppaner Brauerei) mit Blick auf die Insel Mainau und Überlingen

Suso-Gymnasium Rückseite mit Blick in den Innenhof

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Grußwort des OB zur Eröffnung 1962

Mit allen Freunden und ehemaligen Schülern des Erzbischöflichen Studienheimes St. Konrad freut sich die Stadt Konstanz darüber, daß das neue Haus nunmehr fertiggestellt ist. Möge dieser Neubau in gleicher Weise wie das bisherige St. Konradihaus in der Schillerstraße für viele Jahre und Jahrzehnte jungen Menschen Heimat sein, an ihnen in den Jahren ihres Werdens und Reifens das Elternhaus vertreten und mit dazu beitragen, daß sie charaktervolle Menschen und echte Christen werden, die draußen ihren Mann stellen. An Vorbildern fehlt es wahrlich nicht. Neben Männern der Kirche, wie Kardinal Bea, Erzbischof Dr. Gröber und Weihbischof Gnädinger haben auch viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens hier entscheidende Jugendjahre verbracht. Nicht nur in unserer engeren Heimat am See, auch weit darüber hinaus ist dieses Studienheim bekannt und ein Begriff. Damit und durch das Wirken seiner Jugend in ihrem späteren Leben ist diese Anstalt ein maßgeblicher Faktor im geistigen Leben unserer Stadt und des gesamten Bodenseeraumes geworden. Und dafür dankt auch die Stadt und danke ich als Oberbürgermeister von ganzem Herzen. Wir wünschen, daß die weite Ausstrahlung dieses Heimes und seine enge Verflechtung mit unserer Stadt in alle Zukunft so bleiben und Gott der Herr seinen Segen dazu geben möge.

Oberbürgermeister

(Auszug Festschrift zur Einweihung am 9. Mai 1962)

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Das letzte Logo des Konradihaus von 1996 – hier als Briefkopf. Ein Buchenblatt – passend zum Buchenberg auf dem das Konradihaus gebaut wurde, wie auch für die Bauernweisheit „Buchen sollst Du suchen…“. Jeder Segler auf dem Bodensee weiss, wie schnell sich ein Gewitter hier aufbauen kann. Dem Konradihaus nutzte diese Weisheit nichts – Der Blitz traf es aus heiterem Himmel…völlig unerwartet und lethal. Was mag die Zukunft bringen, denk ich an „Das Versprechen“. Vielleicht ein neues Logo mit „Phönix“ als Symbol, denn Bedarf ist heute allemal. Ist doch bereits alles vorhanden – Körper, Kopf und Flügel – denn vom Grundriss her, ist der Gebäudekomplex damals einem Engel nachempfunden.

Es entstand noch ein Hochglanzprospekt zu Werbezwecke im Jahre 1996 mit Buchenblatt und Slogan „In Konstanz auf der Höhe“, obwohl in Freiburg hinter verschlossenen Türen das Urteil über das Konradihaus längst beschlossen war. Die Bilder des „Shootings“ werde ich noch einscannen und in FB veröffentlichen.

Siegel

Siegel

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Problematik des Konradihauses und Heinrich-Suso-Gymnasiums im 3. Reich: hier zu lesen

Seiten ehemaliger Konradinger im Netz:

http://konradihaus.com Jahrgang 1975 (Link nicht mehr aktiv aber hier im Archiv von Wiki noch hinterlegt)

http://www.konradihaus.org

und auf Facebook